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Dieser Rap entstand 2014 im Rahmen eines Workshops mit dem Rapper SPAX und Schülern der Sekundarstufe I.
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Zeitzeugen wieder zu Gast in der KGS

Kurt Fischer, Maria-Elisabeth Lohmann, Dr. Anette Winkelmann und Wolfgang Müller-Judex (v.li.) stehen der Klasse von Stefan Bahls Rede und Antwort – Foto: JPH
Kurt Fischer, Maria-Elisabeth Lohmann, Dr. Anette Winkelmann und Wolfgang Müller-Judex (v.li.) stehen der Klasse von Stefan Bahls Rede und Antwort – Foto: JPH

Unter dem Motto “Zeitzeugen erinnern sich” lädt die KGS zu besonderen Projekten Senioren ein, um sich von ihnen die Zeit des Dritten Reiches und die Ära danach erzählen zu lassen und mit ihnen darüber zu diskutieren. Im Rahmen dieser Veranstaltungen sind am Freitag, 1. März, erneut vier ältere Hannoveraner in die Klasse von Stefan Bahls gekommen, um dort ihre Erlebnisse als Jugendliche im Dritten Reich und im Krieg Schülern von zwei 10. Klassen zu schildern.

Dabei begann der erste Vortrag um 9.50 Uhr, der zweite um 11.40 Uhr. Die Klassen befassen sich mit dem Thema Deutschland nach 1945, aber auch mit dem Leben von Jugendlichen unter der Herrschaft des Nationalsozialismus und, daraus resultierend, im Krieg und der Nachkriegszeit.

 

Deshalb hatten sich unter der Vermittlung von Dr. Anette Winkelmann, ehemalige Ärztin und Psychotherapeutin, zum vierten Mal mit ihr drei Senioren bereit erklärt, den Schülern Rede und Antwort zu stehen und ihre Geschichten zu erzählen. In einem kurzen einleitenden Statement führte Winkelmann (Jahrgang 1937) aus, dass sich im Krieg und danach kaum jemand um die Kinder und Jugendlichen kümmerte. Aufbau und Überleben hatte Vorrang, Schulbesuch war eher zweitrangig.

Danach erzählten die drei Mitbesucher von ihren Lebensschicksalen.

Maria-Elisabeth Lohmann (Jahrgang 1933) verbrachte ihre Jugend in Hannover und berichtete eindrucksvoll vom Feuersturm, der die Landeshauptstadt am 9. Oktober 1943 traf. In der Innenstadt überlebte sie mit ihrer Familie im Luftschutzkeller unter der Unfallklinik, flüchtete danach mit ihren vier Geschwistern, in nasse Decken gehüllt, übers Aegi zum Maschsee und war drei Tage getrennt von ihren Eltern. Nachdem sie alle überlebt hatten, wurden sie aufgeteilt und kamen nach Hildesheim und Ottbergen. 1946 kam die Familie vereint nach Hannover zurück.

Kurt Fischer, Jahrgang 1932, ist in Schlüchtern in Hessen geboren, in einem Elternhaus, dass politisch nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun hatte und dessen Eltern dem Treiben eher vorsichtig ablehnend gegenüberstand. Er erlebte in Schlüchtern im Alter von viereinhalb Jahren zunächst einen Besuch “des GröFAZ”, des “Größten Führers aller Zeiten” und, als bleibende Erinnerung, den Aufenthalt eines Transports von französischen Juden in einem Güterzug. “Später nach dem Krieg”, so Fischer, “habe ich dann nachgeforscht und herausgefunden, dass der Zug aller Wahrscheinlichkeit nach von Trancy auf dem Weg nach Auschwitz war.” Über das Vernichtungslager Auschwitz wusste man in dem kleinen Ort damals nichts, aber man hatte vom KZ Ravensbrück gehört. Zudem, so stellte sich später heraus, wohnte in dem Ort eine Oberaufseherin aus Auschwitz, die nach dem Krieg von den Alliierten verurteilt und in Hameln hingerichtet wurde.

Wolfgang Müller-Judex (Jahrgang 1931) floh mit seiner Mutter von Köslin am 1. März 1945 mit Wehrmachtseinheiten nach Westen. Es ging über Stettin und Güstrow nach Lübeck, wo er am 1. Mai 45 eintraf. Er erinnerte sich an einen Ton, den er sein Leben lang nicht vergessen wird, sagte Müller-Judex: “Wir fuhren mit einem Armeelaster und einem angehängten, um Diesel zu sparen, über eine Ponton-Brücke. Das dabei entstehende Geräusch wird mir immer im Ohr bleiben.” Er erzählte den Jugendlichen auch von den Lebensumständen nach dem Krieg, dem Kohlenklau und dem Schwarzmarkt-Tauschhandel.

Die waren vor allem interessiert an den Umständen nach dem Krieg, Versorgung und Existenzaufbau, Familienzusammenführung und Suchdienst. Hierzugaben die vier Zeitzeugen umfassend Auskunft und brachten Bespiele vom Tauschhandel mit Zigaretten und Schuhen zu einem Brot für 30 Reichsmark und einem Stück Butter für 80 Reichsmark – bis zur Währungsreform 1948. Sie sprachen auch über die Begeisterung der Jugend für die Nazis durch die Angebote von Sport, Technik und Gemeinschaft, beispielsweise im Jungvolk.

Auch über die Wünsche der damals Jugendlichen nach dem Krieg wurde gefragt. “Einmal sattessen, ein neues Kleid und dass Vater nach Hause kommt” waren die gemeinsamen Antworten. Und wie man sich beholfen hat mit den Materialien, an die man nach dem Krieg herankam. So erzählte Maria-Elisabeth Lohmann von den “Conti-Strümpfen”, die aus Reifenfasern gestrickt beim Waschen bretthart wurden, aber im trockenen Zustand anzuziehen waren. Auch einen Versuch der Erklärung des Weges in die Diktatur unternahmen die drei. Schließlich appellierten die Besucher an die Jugendlichen: “Haltet Eure Freiheit aufrecht! Wählt und folgt keinen Extremen, weder rechts noch links!” (jph/sehnde-news.de)

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