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Dieser Rap entstand 2014 im Rahmen eines Workshops mit dem Rapper SPAX und Schülern der Sekundarstufe I.
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Berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule 2015-2017
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Berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule 2012-2014
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Gegen das Vergessen: die Auschwitz-AG

Dieses Jahr  fiel der Tag, auf den eine Schülergruppe der KGS Sehnde ein ganzes Schulhalbjahr hingearbeitet hat, auf einen Samstag.

Es ist der Tag, den die Vereinten Nationen 2005 zum internationalen Gedenktag erklärt haben - die Rede ist von dem internationalen „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. Das Datum, der 27. Januar, verweist auf die historische Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz an eben jenem 27. Januar 1945. Schon im Jahr 1996 war der 27. Januar durch den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog zum nationalen Gedenktag erklärt worden. Aufgrund des konkreten historischen Bezugs hat sich die Bezeichnung „Auschwitz-Gedenktag“ etabliert, die zugleich Arbeitstitel der Arbeitsgemeinschaft (AG) und des Konzepts an der KGS Sehnde geworden ist.

 

Im Vorraum des Gebäudekomplexes der Unterrichtsräume F1- F4 stand man bereits inmitten der Arbeitsergebnisse der Arbeitsgemeinschaft - verteilt auf vier Räume zu den Themenfeldern Überleben und jüdisches Leben, Konzentrationslager Auschwitz, heutiges Gedenken und individuelle Reflexion. Gemäß dem 2016 entworfenen und dann 2017 von dem gesamten Kollegium der KGS Sehnde beschlossenen Erinnerungskonzept versteht sich diese Ausstellung wie die letztjährige und auch die kommenden als Umsetzung des Siegels „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ in ein integratives Projekt.

 

Integrativ meint, das Gedenken an den Holocaust zu einem nachhaltigen Schulprojekt zu machen, dessen Kern interessierte Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge und aller Schulzweige der KGS Sehnde bilden, die sich ebenso ihrer persönlich motivierte Anteilnahme wie der gesellschaftlichen Nachfrage nach schulischen Initiativen zum Gedenken, Aufklären und Handeln gegen Rassismus und Antisemitismus stellen. Eine solche gesellschaftliche Nachfrage war, ist und bleibt akut, was die folgenden Äußerungen aus Politik und Kultur verdeutlichen mögen:

 

„Wer heute noch sagt, es sei nicht so oder nicht ganz so schlimm gewesen, der verteidigt bereits, was geschah, und wäre fraglos bereit zuzusehen oder mitzutun, wenn es wieder geschieht“, schrieb der Philosoph Th.W. Adorno 1966 in „Erziehung nach Auschwitz“. Kurz zuvor hatte die öffentlich Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Bundesrepublik Deutschland begonnen. ( zitiert nach: http://www.staff.uni-giessen.de/~g31130/PDF/polphil/ErziehungAuschwitzOffBrief.pdf, S. 5)

 

30 Jahre nach ihm, 1996, formulierte, wie eingangs erwähnt, der Bundespräsident des wiedervereinten Deutschland , Roman Herzog, sein dem Gedenktag zugrundliegendes Postulat: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ (Roman Herzog, Bundespräsident, am 3. Januar 1996, in: BGBl. I, 16.1.1996, S. 17).

 

Das jüngste Beispiel gibt der Antrag der Bundestagsfraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP sowie Bündnis 90 die Grünen vom 18.01.2018, in dessen Vorabversion vom 17.01.2018 steht: „Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, [...] das Gedenken an den Holocaust wachzuhalten und die Erinnerungseinrichtungen, wie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Jüdische Museum Berlin, das Centrum Judaicum und die NS Gedenkstätten sowie die zivilgesellschaftlichen Bildungsträger zu stärken; ausreichende Mittel für die Gedenkstätten und die historisch-politische Bildungsarbeit bereitzustellen; [...] (zitiert nach: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/004/1900444.pdf)

 

Die jungen, zwischen 14 und 18 Jahre alten Teilnehmer und Teilnehmerinnen der AG Auschwitzgedenktag der KGS Sehnde waren im September 2017 eine Woche nach Auschwitz gefahren, hatten die Gedenkstätten besucht, das Konzentrationslager mit eigenen Augen gesehen, hatten erfahren, mit welch großer Mühe die Dinge vor Ort gegen den Zerfall konserviert werden müssen und wie internationale Wissenschaftler den Holocaust immer weiter erforschen. Einige AG-Teilnehmerinnen haben dort oder danach entschieden, zu Themen des Holocausts Facharbeiten zu schreiben - ihren persönlichen Fragen an die Geschichte folgend, der besonderen Gefährdung von Frauen im KZ oder dem Einsatz von Musik damals und heute beim Gedenken nachzugehen.

Mehrere Ideen für Facharbeiten und die Ausstellung waren bereits an den historischen Orten entstanden und entwickelt worden. Über die zentrale Frage, wie die AG ihre Beiträge zum Gedenken gestalten möchte, vertieften sich die Schülerinnen und Schüler in den Gedenkstätten von Auschwitz in Polen und Ahlem in Hannover in schriftliche wie bildliche Zeitdokumente, lasen und sichteten, trugen immer wieder nach Schulschluss zusammen und diskutierten, wie es weiter gehen konnte.

 

Der ganzen Gruppe – auch uns, ihren Begleitern - war dabei bewusst geworden, dass diese Mühe eigentlich kein Ende findet, es aber einen Termin gibt: den 27. Januar. So war das, was die Besucher der diesjährigen Ausstellung hatte sehen, hören und erfahren können ebenso das Ergebnis vieler Stunden intensiver Auseinandersetzung mit dem Holocaust als auch einer bemerkenswerten, weil freiwilligen Zusammenarbeit von jungen Menschen. Eine Gedenkarbeit, und mochte sie noch so engagiert vorbereitet worden sein, wäre aber ohne ein Publikum nur halb so wirksam und unfertig. Der Tag der Eröffnung der Ausstellung, besagter Samstag, hatte den Förderern der Ausstellung die Gelegenheit gegeben, diese vorab zu besuchen, bevor dann im Laufe der folgenden zwei Schultage der gesamte 9. Jahrgang und so mancher Oberstufenkurs der KGS Sehnde durch die Ausstellung gingen.

 

Unverminderter Dank gebührt letztlich allen Besuchern, insbesondere aber der Schulleitung der KGS für ihre Unterstützung des Projekts, dem Förderverein der KGS Sehnde für seine großzügige Bezuschussung der Auschwitz-Fahrt, der BkfA Nord, die Berufskraftfahrer-Akademie, für ihre tolle Unterstützung bei der Materialerstellung sowie den Eltern der Schülerinnen und Schüler für ihr Vertrauen in ihre Kinder und in uns, die drei Kolleginnen und Kollegen, welche die Arbeitsgemeinschaft betreut haben.

Das nächste Ziel ist klar: 2018 soll eine neue Gruppe zusammenkommen nach Auschwitz fahren und ihre eigenen, neuen Ideen entwickeln und den Gedenktag am 27.01.2019 gestalten. „Eine Form zu entwickeln, die in die Zukunft wirkt“, meinte Herzog, die Arbeitsgemeinschaft Auschwitzgedenktag der KGS ist und bleibt dabei, eben dies zu tun. (SOL)

Fotos: Lena Soltendiek