Wegen Corona können 40 Prozent der Sechst- und Siebtklässler der KGS nicht richtig schwimmen. Lehrer unterrichten die Kinder nun im beheizten Waldbad.
Die Lehrerinnen und Lehrer der Kooperativen Gesamtschule Sehnde sind besorgt: Weil wegen Corona anderthalb Jahre kein Schwimmunterricht stattfinden konnte, gibt es an der Schule immer mehr Kinder und Jugendliche, die nicht ausreichend schwimmen können. Die KGS hat darauf reagiert und bietet seit Montag im Waldbad Sehnde Schwimm-Aktionswochen für ihre Sechs- und Siebtklässler an. Noch bis zum
24. September steht für die Nichtschwimmer jeden Tag eine Doppelstunde Schwimmen auf dem Stundenplan.
Möglich ist das jedoch nur, weil das Waldbad seit einigen Wochen das Becken mit einem Blockkraftheizwerk beheizen kann und dadurch die Badesaison bis zum Ende des Monats verlängert hat. Am Montag herrschte im Wasser eine angenehme Temperatur von 22,5 Grad. „Die Heizung ist für uns Gold wert“, betont Rüdiger Streilein, der an der KGS den Fachbereich Sport leitet. Als das Waldbad noch keine Heizung hatte, hing der Sportunterricht vom Wetter ab. „Vernünftige Einheiten wie etwa vier- bis fünfmal Brustschwimmen am Stück ließen sich da gar nicht planen, es fehlte die nötige Kontinuität“, berichtet Streilein.
Die Zahl der Nichtschwimmer in den Jahrgängen sechs und sieben hatte die Schule zuvor ermittelt. „Nichtschwimmer ist, wer noch kein Bronzeabzeichen hat“, erklärt der Fachbereichsleiter. Die Quote hatte den erfahrenen Sportlehrer schockiert: Von 450 Sechst- und Siebtklässlern konnten 40,7 Prozent kein Bronzeabzeichen vorweisen. Im Jahr 2018 waren es im Jahrgang 5 noch 30 Prozent gewesen.
Die Anzahl der Nichtschwimmer ist laut Streilein deutlich gestiegen, weil der Schwimmunterricht nicht nur an der KGS, sondern auch schon an den Grundschulen ausfallen musste. Ein wenig Kritik übt Streilein aber auch an den Eltern: „Da wird viel auf die Schulen abgewälzt.“ Wenn Kinder ihr Seepferdchen in der Grundschule oder privat abgelegt haben, sei es wünschenswert, dass Eltern mehr Eigeninitiative zeigten und mit ihrem Nachwuchs selber trainieren gingen, um das Gelernte zu festigen.
Sechs Lehrer im Einsatz
Die Aktionswochen stellen für viele Lehrer indes Mehrarbeit dar. Denn die Schwimmkurse finden nicht während des normalen Sportunterrichtes statt, sondern darüber hinaus. In jeder Doppelstunde betreuen sechs Lehrer im Waldbad zwischen 40 und 50 Schüler.„Und Nichtschwimmer ist nicht gleich Nichtschwimmer“, betont Streilein. Während es einigen Schülern lediglich an Kraft und Ausdauer fehle und sie bereits schon ganz passabel schwimmen könnten, gebe es andere, die erst einmal an das Wasser gewöhnt werden müssten und noch nicht einmal die Grundbewegungen beherrschten.
Ziel der Intensiv-Einheit ist das Schwimmabzeichen in Bronze, für das die Kinder unter anderem 15 Minuten schwimmen, vom Ein-Meter-Brett springen und einen Ring aus zwei Metern Wassertiefe hochholen müssen.
Das Bronzeabzeichen ist auch deshalb so wichtig, weil die Kinder es vorzeigen müssen, wenn sie auf Tagesausflügen der KGS an Angeboten wie Wasserski, Kanufahren und Rudern teilnehmen möchten.
Sechstklässlerin Julia gefällt die Aktionswoche daher gut. Die Elfjährige hat bisher nur das Seepferdchen und möchte unbedingt das Bronzeabzeichen machen.
Ihre Mitschülerin Sophie hat ihren Bronzeschein verbaselt und muss die Prüfung daher noch mal wiederholen. „Aber das ist nicht schlimm, denn der Schwimmkurs ist super und macht mehr Spaß als Deutschunterricht“, sagt die Elfjährige und lacht. „Den hätte ich jetzt nämlich.“ (Katja Eggers/haz)